Marktplatz

Luna hatte Shilah geholt und steuerte direkt auf den Marktplatz zu, wo sie eine große Menschenmasse vorfand, und eine Stadtwache die irgendetwas zumschrie. Die Neugier packte die Frau und krallte sich an ihr fest so stark sie nur konnte. Luna brannte beinahe vor Aufregung.
Oh was da wohl los ist?
dachte sie ständig. Ohne vor sich hin oder nach rechts oder links zu sehen gab sie ihrem Warmblut ein Zeichen weiterzugehen, trotz der Menschen. Shilah war solche Aktionen gewohnt, er scheute nicht und bahnte sich mit ruhigem Blut einen Weg in die Richtung, in die Luna ihn lenkte. Hoffentlich kommt sie bis vor zum Kern des Geschehens!
"Entschuldigt mich bitte, lasst mich bitte durch, entsch-"
rief sie immer wieder.

Feridun schob sich immer weiter vorwärts, seinen Vater hatte er schon im Getümmel verloren, aber der würde sicherlich zurecht kommen. Seine "Freunde", die hinter ihm herliefen, konnte er kurzzeitig immer wieder sehen, aber ob sie noch da waren oder nicht, wusste er auf Anhieb nicht.
Kaum hatte er die erste Reihe durchbrochen, sah er wie ein lila gekleideter Mann aus dem ersten Stock flog. Solche Sprünge hatte er auch shcon hinter sich gebracht, meistens hatte es mit einer Frau und ihrem Ehemann zu tun. Der Aufprall wirkte bei diesem jedoch eher... unbeholfen... um nicht zu sagen, er wollte als Hund das Fliegen probieren.
Als ihm jedoch immer mehr bewusst wurde, wo genau er sich befand und wer dieser Mann war, fing er auch schon an zu laufen. Schaulustige waren ja schön und gut, aber nicht bei Verletzten.
So sprintete er vor zu seinem Freund, um ihn zu helfen.
Karde, fehlt dir was? war die einzige Frage, die er herausbrachte, als er bei ihm ankam. Tausend andere Fragen im Kopf, jedoch diese nicht aussprechend.

So langsam wie Karde ihm entgegenkroch und das schmerzverzehrte Gesicht, sagten Feridun bevor er ankam, dass er nicht viel Informationen erwarten konnte. Doch mit sechs Worten konnte man auch ohne Sätze so einiges sagen. Allein ein Wort hätte gereicht, um Feridun zur Tat zu bewegen. Wenn jemand nach einem Heiler rief, dann ging man in der Regel nicht davon aus, dass derjenige gesund und munter herumhüpfte.

Genug der Worte, jetzt zählen Taten. weissagte Feridun und meinte damit mehr sich selbst als Karde. Dann packte er Karde so gut es ging am Arm schob seinen Nacken darunter und schleppte ihn, Kardes Knie im Dreck ziehend von dem Ort weg, weiter in die Richtung in die er wollte.
Arzt, Heiler, Medicus? Irgendwas, das meinen Freund wieder zusammenflicken kann? Ich habe Geld... immer weiterschleppend suchte er Hilfe...

Langsam mit der Geschwindigkeit eines Gletschers löste sich ein uraltes Weib aus der Menge. Es war die Dame aus dem merkwürdigen Laden mit den vielen Fläschchen in der Vitrine. Der Laden war schon so lange da, das mann nicht mehr genau wusste, ob es sich jetzt um eine Apotheke, ein Spirituosenladen oder ein Alchemielabor handelte. Nachfragen wollten auch nur die wenigsten, weil sie sich entweder schämten die alte Dame vergessen zu haben oder sie einfach ihr Katzengeruch aufhielt.

Mit einem Husten das wie brechendes Porzelan klang, kam sie bei Karde und Ferudin an und reichte Ferudin die Flasche.

Ahh jaha jaha.
Ist das deine Feuervorstellung?
Ist es schon vorbei, ko komme ich etwa zu spät?

Stück für Stück schleppte er sich und Karde vorwärts, hinter sich herziehend eine aufgewühlte Spur aus Dreck, Holzspähnen, Glassplittern und ähnlichem. Als er das nächste mal aufblickte und verzweifelnd nach einem Heiler suchte, stach ihm ein Katzengeruch in die Nase und vor ihm stand eine ekelhaft alte Frau. Aber auch Kräuterhexen können heilen...
Feuervorstellung? Äh... nein.. Das... war... ohne mich passiert... Wir brauchen Hilfe...
Dann reichte sie ihm eine Flasche. Was sollte er damit? Was trinken? Das war nicht gerade der rechte Zeitpunkt sich wegzuschütten. Doch dann verstand er endlich, dass die Hexe ihm gerade eine Art Heilmittel gegeben hat. Sofort kniete er nieder und lies Karde vorsichtig zu Boden.
Völlig von der Ohnmacht übermannt, musste Karde der Trank eingeflößt werden. Langsam und möglichst ohne einen Tropfen zu verschütten, setzte er ihm die Flasche an den Mund und neigte sie Stück für Stück immer wieder ein bisschen mehr.

Luna hatte den Mann von der Taverne nun erreicht, nachdem sie sich mit dem Pferd durch die Menschenmasse durchgeschoben hatte. Sie sah, dass sie einem anderen Mann helfen wollte. Klasse!
Schwungvoll stieg die junge Frau von ihrem Pferd ab, welches nun nervös tänzelte. Luna sah sich kurz um und entdeckte bald darauf eine alte Frau die gesprochen hatte. Oh grundgütiger, etwas Wasser und Rosenessenz würde der alten Dame nicht schaden. Beiläufig klopfte Luna Shilah's hals um ihn zu beruhigen, doch dieser fand es immer noch unangenehm. Nun war keine Zeit um sich mit derartigen Belanglosigkeiten zu beschäftigen.
Der Mann legte nun seinen offenbar verletzten Gefährten auf dem Boden und floß ihm etwas in den Rachen.
Er... Was zum...?!...
"Halt! Stop!"
Schrie Luna. Sie kniete sich zu den Fremden hinunter.
"Wollt Ihr ihn denn umbringen?! Seid Ihr noch bei sinnen? Was, wenn es Gift ist?!"
Sie stieß seine Hand zur Seite, sodass die Flasche zu Boden fiel.

Die alte Dame, hustete noch einmal wie eine zerbrochene Teetasse und stützte sich auf ihren Holzgehstock. Nun genauer betrachtet war sie in alte, fleckige Lumpen gehüllt und sie trug eine Art Stoffkranz auf dem Haupt. Früher einmal schien der sogar erzierungen gehabt zu haben, aber die hatten die Motten shcon weggefressen. Entsetzt sah sie mit an wie die jugne Göre ihr kleines Fläschen wegwarf.

Na, nanana, Kind...
Was fähällt dir denn ein?

Was folgte war eine Mischung aus stottern und murmeln das die Dame scheinbar nicht die richtigen Worte zu finden schien. Stattdessen sprach jemand anders. Nämlich die Krallen einer Katze und die Sprachen genau in Lunas Hintern. Noch bevor sie wusste was los war, war der Schmerz schon da, die Katze aber weg. Nur Ferudin glaubte noch einen weissen Katzenschwanz in der Menge verschwinden zu sehen.

Die Flasche flog einen hohen Bogen, als das Mädchen seine Hand traf. Kurz darauf schimpfte die alte Dame auch schon wie eine Oma ihre Enkelin. Im Augenwinkel noch sehend wie der weiße Katzenschweif in der Menge verschwand, hörte er auch schon den Aufschrei von Luna. Keinen Gedanken weiter an sie verschwendend hechtete er nach der fliegenden Flasche.
Karde fiel dabei hart zu Boden und Feridun schließlich auch, doch mit einem Klirren landete das Fläschchen, seine Finger darum verschlossen auf dem harten Stein.
Du bist total durch den Wind oder? Diese Dame würde mir nie Gift geben...
Langsam öffnete er die Hände und hoffte dabei innigst, dass die Flasche noch ganz sei....

Luna schrie auf. Zum Teufel, verdammt nochmal! Sie zuckte hoch und blickte sich entnervt um. Nichts war zu sehen. Verdammtes Miststück, verdammtes Weib!
"Ach, Ihr kennt sie?"
Verächtlich zuckte Lunas Kopf in Richtung der alten, stinkenden Frau.
"Falls nicht, dann würde ich ihr keinesfalls vertrauen."
Sie sah dem Mann direkt in die Augen, in der Hoffnung er würde verstehen was sie meint.
Währenddessen schnaubta Shilah laut und machte ein kleines Fiasko. Er scheute vor der alten Frau und stellte sich mit der Kruppe in ihre Richtung, um sich jederzeit verteidigen zu können.
"Selbst mein Pferd versteht was ich meine."
Ihre letzten Worte waren einschneidend und leicht panisch. Sie kannte den Verletzten zwar nicht, doch wegsterben sollte er nicht!

Schmatzend vor Entrüstung sah die alte Dame Luna an. Ihre Falten scheihenen noch tiefer zu sein als jemals zuvor.

Ihr, ihr ihr beleidigt micht.
Ihr, ihr...

Sie musste tief durchatmen, sonst hätte sie wahrscheihnlich einen Herzschlag erlitten. Etwas erholter startete sie einen neuen Versuch.

Ihr kennt mich nicht, urteilt also nicht über mich.

Sichtlich enttäuscht und gekränkt machte sich die Alte, mit gebührenden Abstand zum Pferd, auf den Weg zurück in ihren Laden. Sie murmelte noch unverständliches vor sich hin, als die Menge sie verschluckte.

Für Ferudin
Die Flasche hast du gefangen, als du aber die Hand öffnest ist sie nass. Fast willst ud aufgeben als du ekrnnst das es nur ein Riss ist und nur die Hälfte im Fläschen asugelaufen ist. Der restliche Inhalt ist unbeschadet.

Das Gespräch oder besser gesagt den Streit der beiden bekam Feridun gar nicht mit, so fixiert war er auf die Flasche in seiner Hand. Langsam öffnete er die nassen Hände und war am verzweifeln. Die ganzen schnellen Reflexe, die man aus der Natur des fahrenden Volkes lernt, nützen nichts, wenn die Blödheit kleiner Mädchen das Schicksal kreuzt.

Doch auch ein kleiner Lichtblitz kann den Raum lange genug erhellen und so hielt er die Flasche sofort so rum, dass der Riss des Glases nach oben zeigte. Es war schon genug verloren gegangen, aber das würde sicherlich reichen.

Als er sich triumphierend wieder zu Karde umdrehte, wuchs die Panik in ihm etwas mehr. Sein Freund sah jetzt nicht nur nicht gesund aus, sondern mittlerweile schon richtig krank. Jetzt musste es schnell gehen. Sofort legte er Kardes Kopf wieder in den Nacken, so dass sein Mund offen stand. Dann tropfte er langsam die Flüssigkeit durch den Riss der Flasche in seinen Mund, bedächtig, so dass kein Tropfen daneben ging. So konzentriert ignorierte er das Mädchen total, ein falsches Wort und sowohl sie als auch ihr Pferd würde auf offener Flamme mit einer hübschen lila Spinne gegrillt werden...

Luna ließ sich zurück auf den Boden fallen und saß nun neben dem Fremden, der sie offensichtlich komplett ignorierte, und dem Kranken. Sie schüttelte entnervt den Kopf. Tja, sollte etwas passieren würde es seine Schuld sein. Dieses Weib, welches nun davonging, dieses stinkende Biest, sie kannte diese Sorte von Menschen. Sie hatte genug Erfahrung mit denen gemacht. Schnaubend zuckte sie leicht für sich selbst mit den Schultern.
Dann pfiff sie Shilah zu sich her, der nur noch mit der Vorderhufe scharrte, sich aber ansonsten beruhigt hatte. Luna rappelte sich etwas tollpatschig hoch und kramte dann in den ewig großen Satteltaschen. Nach einem kurzen Moment fand sie ein sauberes Tuch und eine Feldflasche die randvoll gefüllt war mit eiskaltem Wasser. Geschickt machte sie das Tuch nass bis es tropfte. Daraufhin kniete sie sich wieder neben den Männern und legte dem Verletzten das Tuch auf die Stirn.

"AAAH!!"
Als Luna getroffen wurde, schrie sie sich die Lunge aus dem Leibe. Ein Schmerz durchfuhr ihren Körper wie sie ihn noch nie gespürt hatte. Verflucht sei alles und jeder!
"SHILAH!"
Brüllte sie fast noch lauter. Verdammtes Mistvieh.
Luna krallte sich mit den Händen in den Boden um den Schmerz einigermaßen aushalten zu können.
Doch dann hob sie kurz den Blick und sah die Spinne.
Mutter aller Götter, was zur Hölle war das?
"Ach du heilige Scheiße! Fremder, bring den Kranken hier weg, SOFORT!"
Schrie sie und fasste sich ans Bein. Sollten sie hier alle heil herauskommen, sie schwörte, sie würde sich so bald wie möglich zum nächsten Tempel aufmachen. Und wie sie das tun würde.

Es hatte lange genug gedauert die Flüssigkeit in Kardes Hals zu tropfen, aber scheinbar war noch genug darin und der Trank der Richtige. Augenblicklich schien es ihm besser zu gehen, wenn auch nicht gut genug, um unbesorgt zu werden. Kurz darauf vernahm Feridun den lauten Knall und war am Ende mit seinen Ideen. Hausteile flogen kreuz und quer, Leute flüchteten und so als würde er schon haluzinieren, steht da auch noch ein achtbeiniges Wesen, das zu Kardes Farbenspiel ins Bild passte und dem Haus an Flammen nicht nachstand. Wie viel konnte einem Menschen passieren bis er ausrastet? Feridun dachte die Grenze schon überschritten zu haben, denn als noch hinzukam dass das arrogante Kind jetzt auch noch verletzt wurde durch die fliegenden Teile, war mit seinen Gedanken endgültig Schluss. Der Feuerspucker entschied einfach zu handeln statt darüber nachzudenken.

So packte er Karde am Arm stemmte ihn über seine Schulter, wie ein Müller einen Mehlsack, was sich schwerer herausstellte, als er es sich vorgestellt hatte. Dann begann loszutaumeln in Richtung Brunnen. Dahinter konnte er zumindest etwas zwischen sich und diese Spinne bringen und seine Gedanken ordnen. Die Verletzte neben ihnen war ihm erstmal egal, er kannte sie nicht und so gut aussehen konnte sie nicht, um den Helden spielen zu wollen.

"Scheiße, scheiße, scheiße!!!"
Schrie Luna. Verdammte Scheiße! Hektisch versuchte sie rückwährts zu krabbeln, während sie mit zittrigen Händen nach dem Bogen suchte und einen Pfeil auf die Sehne legen wollte. Verdammt, sie würde nicht zielen können, wenn sie weiter so zittern würde! Kurz atmete sie durch, zielte auf ein Auge der Spinne und schoß den Pfeil ab. Oh, geehrte Götter, bitte, bitte....

Kaum hinterm Brunnen angekommen, legt er den zu Bewusstsein kommenden Karde sanft ab und lehnt ihn gegen die Brunnenwand. Dann wagt er einen Blick zurückzuwerfen, ob diese Distanz fürs erste reicht. Immerhin hat auch ein vom Leben geprägter Gaukler nicht genug Kraft zwei Körper ewig weit zu tragen.

Über das Wasser des Brunnens hinwegblickend, spiegelt sich die Spinne in Flammen, während sie sich seltsam schüttelnd bewegt. Scheinbar hat sie doch bemerkt, dass sie brennt und dies nicht unbedingt positive Effekte auf sie hat. Die Flammen lodern von ihr weg in Richtung Himmel, ein Farbenspiel, das Feridun nur zu gerne sieht, vor Allem auf einer ekelhaften Spinne, die ihm ans Leben will.
Der Wind, den sie durch ihre Schüttelbewegungen erzeugt, facht das Feuer erst stark an. Die Flammen züngeln noch höher, färben sich an den Spitzen länger gelb. Doch dann als Hoffnung in ihm aufkeimte, wurde die Unmöglichkeit der Tat möglich. Sein bester Freund starb von der Spinne als hätte jemand Wasser darauf gegossen. Und der Tod trat auf den Marktplatz, der Tod des Feuers, in dieser Gegend nennen sie es Rauch und den Geruch von Verwesung.
Langsam richtete sich Feridun auf und sah die Spinne dann direkt an. Diese hatte scheinbar gerade Gefallen an dieser kleinen verletzten Frau gefunden. Besser hätte es für Feridun und Karde gar nicht laufen können. Vielleicht würde sie das Mädchen fressen und dann gesättigt davon krabbeln, aber wie kam sie überhaupt ungesehen hierher? Würde sie also wirklich einfach gehen oder viel eher weiterkämpfen bis sie alles getötet hat, was hier herumläuft?
Er nimmt eine Handvoll Wasser aus dem Brunnen und schüttet sie erstmal etwas unbeholfen über Kardes Kopf. Wenn nur er wieder gehen konnte, dann würden sie schleunigst von hier verschwinden. Es gibt doch auch sicher irgendwelche Stadtwachen hier mit Fernkampfwaffen.
Karde! Komm zu dir, mein Freund. Wir müssen hier weg! brüllt er ihn wieder in die Knie gehend an.

Für Luna
Wehrlos liegst du am Boden und siehst wie die Spinne auf dich zuschießt. Ihre sechs Augen haben dich erfasst und es gibt kein entkommen mehr. Mit zitternden Händen greifst du verzweifelt nach dem Bogen und den Pfeilen, die von Shilah heruntergefallen sind, als es die Flucht angetreten ist. Hektisch und zitternd wie Espenlaub legst du den Pfeil auf die Sehne und feuerst ihn ab. Schon als du die Sehne los lässt, weißt du, dass dieser Schuss nicht dein Bester ist, dennoch trifft er die Spinne, zwar nicht, wie geplant in einem ihrer Augen, sondern im rechten Vorderbein. Leider lässt die Spinne nicht ab von dir, sondern scheint nur noch wütender zu werden, ihr Ansturm auf dich beschleunigt sich. Mit deinen jungen zwanzig Jahren hast du schon vielen Gefahren ins Gesicht geblickt, auch bist du hin und wieder dem Tod entkommen, doch dieses mal scheint es vorbei zu sein!

Gerade als du mit deinem Leben abgeschlossen hast hörst du einen Mann brüllen, darauf folgt ein zischen, dass durch die Luft geht und schließlich schreit die Spinne schmerzerfüllt. Neben dir schlagen einige Pfeile auf dem gepflasterten Steinboden ab und schlittern einige Meter dahin.

Für Feridun
Du brüllst Karde an und versuchst ihn zu bewusst sein zu bringen, doch der Magier blickt dich nur mit leeren Augen an, auf seinem Gesicht ist ein fettes Grinsen zu sehen. Hin und wieder lacht er belämmert.

Für Karde
Die dunklen Gedanken an die Spinne und an die Schmerzen vergehen langsam und als dich Feridun am Brunnen absetzt, ist plötzlich alles kunterbunt und schön. Du meinst, der Steinboden auf dem du liegst ist das bequemste Bett der Welt.

Für Alle
Die ganze Aufregung ist nicht unentdeckt geblieben. Eine der Stadtwachen hat anscheinend doch einen kühnen Kopf bewahrt und hat Verstärkung geholt. Nun sind auf dem Platz nicht mehr nur eine Hand voll Stadtwachen, sondern ein ganzer Trupp. Angeführt wird er von einem Mann in schillernder Rüstung. Er scheint schon einige Winter mitgemacht zu haben, sein kurzes Haar sowie sein Bart ist schlohweiß. Während er sein mächtiges Schwert in Richtung der Spinne schwingt brüllt er mit kräftiger Stimme:

LEGT AN!
FEUER!!!
SCHICKT DIESES MISTVIEH ZURÜCK IN DIE DUNKELHEIT, AUS DER ES GEKROCHEN KAM!!!

Aus diesen Befehl hin schießen seine Männer ihre Pfeile auf die Spinne ab, jene die keinen Bogen dabei haben, schleudern ihre Lanzen. Schmerzerfüllt stößt das grässliche Vieh einen lauten Schrei aus. Es wendet sich von Luna ab und blickt in Richtung der Stadtwache. Der hintere Teil des Spinnenkörpers ist übersät mit Pfeilen und Lanzen. Immer noch lebend Stürmt sie nun auf die Stadtwache zu.

ZWEITE SALVE!!
ZIELT AUF DAS GESICHT!!
WENN SIE DANN IMMERNOCH STEHT LASST SIE EUREN STAHL SPÜREN!!

Kaum war der Befehl ausgesprochen, flog schon die zweite Welle an Pfeilen, welche die Spinne schließlich zu Fall bringt. Mit einem lauten rumps, fällt sie zu Boden und schlittert über den Steinboden.

"WAAAAH!!"
schrie Luna und hielt Pfeile und Bogen abwehrend über ihrem Kopf. Verdammter Mist, Mist, Mist! Ein guter Pfeil umsonst verschossen, und dazu würde mich diese Spinne gleich aussaugen! Verdammt!
Dann hörte Luna Pfeile an ihr vorbei zischen, die Spinne ekelhafte Geräusche von sich geben und dann ging alles so schnell, es geschah so verschwommen, dass sich Luna nicht sicher war ob es nun wirklich passierte, oder ob sie träumte, oder womöglich tot war. Sollte sie tot sein, sollen alle verdammten Götter verdammt sein!
Lautes Dröhnen in den Ohren übertrönte fast die Schreie von fremden Männern, die die Spinne anscheinend angegriffen haben. Also wohl doch nicht tot?
Die junge Frau legte den Kopf in den Nacken. Oh Himmel, wie ihr Bein schmerzte! Als würde jemand mit glühend heißem Eisen im Fleisch bohren....
Sie schnaufte laut und möglichst ruhig, allerdings geschah der Teil mit dem ruhig nicht so recht.
Etwas unbeholfen rutschte Luna auf dem Stein rückwährts in die Richtung, in der sie glaubte, dass die beiden Männer von vorhin dort wären. Die Schmerzen behinderten sie, ebenfalls wie die Todesangst.

Augenpaare gab es viele: Helle, glänzende Augen, tiefe nachtschwarze Augen, in denen man sich verlieren könnte, rote leuchtende Augen wie Lilys, kräftige Augen mit dem Lodern von Hass und noch mehr. Das alles hatte Feridun schon gesehen, schon erlebt, schon gefühlt, doch noch nie sah er so leere Augen. Dabei hatte er schon in die Augen von seiner toten Frau geblickt. Sie waren als würde sein Geist aus ihnen hervorfahren und sich neben ihn setzen. So als würden Wolken seinen Nachthimmel trüben und eine Kerze darin ihr Licht verbreiten. So als wäre er einfach nicht da und genauso reagierte er auch, nämlich gar nicht.

Noch immer konnte er es noch nicht so ganz glauben. Was für ein Gift war das oder was für ein Mittel hatte ihn "geheilt"? Ein lauter Schrei zog ihn aus seinen Gedanken, riss ihn fort aus der "Geisterwelt" von Karde. Schnell richtete er sich auf und sah bei dem Schlachtzug gegen die Spinne zu. Ihr ekliger Schleim und ihr Blut zogen eine Spur von dem Mädchen bis hin zu ihrem Leichnam. Scheinbar konnten die Wachen von diesem Ort doch besser schiessen als er zuerst gedacht hätte.

Er vergewisserte sich nochmal, dass Karde auch wirklich noch in seiner Traumwelt war und doch in Sicherheit steckte, dann ging er um den Brunnen vorbei wieder zu der Spinne hin, wobei er die kleine Frau gar nicht bemerkte. Langsam näherte er sich dem Wesen, um beim kleinsten Anzeichen von restlichen Lebens davon zu jagen.
Jedes Glied betrachtete er, ob nicht irgendetwas auffälliges an ihr zu sehen wäre.

Für Alle
Ein kurzer Fingerzeig und die Stadtwachen ziehen ihre Waffen und rücken nun langsam zu dem toten Insekt vor. Der Anführer selbst bleibt auf seinem Platz stehen und beobachtet das Geschehen.

Für Feridun
Als du dich der Blut und Schleim triefenden Spinne näherst erkennst du unter dem zerbrochenen Hinterkörper der Spinne ein seltsames Funkeln. Die Stadtwache scheint dich noch nicht gesehen zu haben, da es viel zu dunkel ist in dieser Nacht.

Für Luna
Du siehst wie Feridun hinter dem Brunnen hervor kommt und sich der toten Spinne vorsichtig nähert. Die schmerzen in deinem Bein sind fast unerträglich.