Marktplatz

Visenya war zusammen mit Auri und einigen anderen Gästen vom Goldenen Anker direkt zum Marktplatz gegangen und stand nun in der Menge.

Zwischen ein paar Köpfen hindurch konnte sie das Schafott und den Gefangenen sehen.
Der Anblick löste in ihr ein Wechselbad der Gefühle aus.
Dies war eines der zwiespältigen Gefühle von denen Kadoc gesprochen hatte.
Sie hatte von den übrigen Gästen mitbekommen, dass es hier um schwarze Magie ging und davon verstand Visenya nichts.

Sie sah nur das ausdruckslose Gesicht des Mannes vor sich.

Und auch die Menge war gespalten, während einige darauf brannten das es endlich losging, verfolgten andere das Geschehen mit versteinerter Miene, teilweise sogar ängstlich.

Je nachdem wie das hier ablief, würde Visenya sich ihre Meinung sicherlich noch bilden.

Es war soweit, der Moment auf den die Meute gewartet hatte. Der Verbrecher Karde wurde von vier Wachen und Oberst Strommer in Zeremonierüstungen mit weissen Mänteln auf das Schafott gebracht. Die vier Wachen postierten sich mit ihren Hellebarden hinter Karde während der Oberst vor trat.

Ruhe, ich bitte um Ruhe.

Das Volk wurde leiser.

Dieser Mann, Karde Dunkelwanderer ist ein geständiger Verbrecher.
Er gab zu in seinem Heim ein magisches Ritual vollführt zu haben das schief ging und so unsere schöne Stadt gefährdete.

Das Publikum fing an zu buhen, so musste der Herr der Stadtwache noch lauter brüllen.

Uns allen ist dies Tat noch gut im Gedächtnis!
Dieser Mann sprengte sein Heim und Laden fast vollständig und verursachte so ein Feuer, dass nur durch den schnellen Einsatz der Stadtwache und der Bevölkerung nicht zu einem Stadtbrand ausuferte.

Die Zuhörer schrien lauter und beruhigten sich erst als Strommer weiter sprach.

Als wäre dies nicht schon schlimm genug, beschwor er auch noch eine Kreatur!
Eine Spinne von riesigem Ausmaß sowohl an Größe als auch an Gefährlichkeit.
Ihr alle saht wie diese tapferen Männer,

Er deutete auf die Linie von Stadtwachen vor ihm.

das Biest zur Strecke brachten und es vor den Mauern unserer Stadt verbrannten.

Das Volk applaudierte und pfiff.

Nun muss sich dieser Mann verantworten.

Kadoc hörte sich die "Ansprache" von Oberst Strommer an, welcher sich heute mal wieder richtig in Schale geworfen hatte, mit seiner glänzenden Rüstung und seinem weißen Bettbezug als Umhang. In den Anschuldigungen kam jedoch nichts von "schwarzer Magie" oder etwas ähnlichen vor. Die Leute auf den Straßen erzählten sich da ganz andere Geschichten. Was hier wohl wieder vertuscht wird...

Visenya lauschte gespannt der Anklage.
Beschwörungen... Riesenspinnen... Etwas mit dem sie sich noch nie auseinandersetzten musste und von dem sie eigentlich nichts verstand.
So klang es in ihren Ohren doch recht gefährlich, was dieser Mann getan hatte.
Das Volk reagierte entsprechend auf die Anklagepunkte. Immerhin waren diese Leute vor Ort gewesen und hatten das meiste mitbekommen.

Visenya ließ den Blick durch die Menge wandern, um die verschiedenen Gesichtsausdrücke der Menschen, die sich hier versammelt hatten, zu studieren.

Von verärgerten bis ängstlichen Gesichtern war alles dabei.
Sie selbst war nicht dabei gewesen, weswegen sie es sich auch nicht anmaßen wollte, über diesen Menschen zu urteilen.

Verantworten vor euch, dem Volk das seine Strafe fordert!

Wieder brüllten die Angesprochenen.

Und so ist im Namen des Volkes, zu seiner eigenen Sicherheit, ein Beschluss gefasst worden.
Um solch Fahrlässigkeit und Gefährdungen vorzubeugen, wird die Stadtwache im laufe der Woche neue Gesetze anschlagen.

So ein Unheil wie dieser Mann uns brachte soll nie wieder geschehen!

Diesmal war die Reaktion etwas verhalten. Erst gab niemand etwas von sich, dann fingen an ein paar Stellen Leute an zu schreien und schon war die Meute wieder ein wütender Mob.

Lasst ihn nun seine Strafe antreten.

In diesem Moment ging ein ca. 1,90 m großer Mann die Stufen des Schafotts hinauf. Er war schlacksig und volkommen in schwarz gehüllt. Auch eine Maske trug er unter der Kapuze seiner Gugel, die Hände steckten in schweren ledernen Handschuhen. An seinem Gürtel baumelte eine Peitsche.

Noch mehr Gesetze?...
Visenya erinnerte sich an das Merkblatt, dass man ihr am Stadttor ausgehändigt hatte. Es war ihr schon verdammt viel vorgekommen, deshalb verstand sie die Reaktion der Menge nur zu gut.

Kadoc schnaubt verächtlich und schüttelt dabei den Kopf. Langsam dreht der Fürst wirklich durch, noch mehr Gesetze?! Jetzt will er uns wohl auch noch vorschreiben, wann wir auf Scheißhaus gehen oder was??

Die Miene von Kadoc verfinstert sich weiter, als schließlich der Henker aufs Schafott tritt. Innerlich fühlt er mit Karde mit, schließlich hatte er selbst diese Prozedur auch schon über sich ergehen lassen müssen. Einfach auf einen Punkt fixieren, alles anspannen was nur geht und den Schmerz einfach nur unterdrücken. Er wünschte, er könnte etwas tun, doch es ist zu Aussichtslos... vermutlich würden alle Sterben und die lange Vorbereitung wäre dahin...

Im Getümmel der Masse hört der eine oder andere ein paar Bewohner reden. Das dies nicht der übliche Henker sei, der sei doch viel zu schmächtig. Der alte wäre ein richtiger Muskelberg gewesen, all sowas.

Oben am Schaffot, nahm der Henker wortlos Karde die Handschellen ab, nur ihm Schlingen von Stricken umzulegen, an denen er etwas hochgezogen wurde und nun in der Luft hing. Der Oberst meldete sich wieder zu Wort.

Das Volk fordert eure Strafe, Zehn Peitschenhiebe.

Kein Holz zum beissen, nichts gaben sie Karde er musste nur dort hängen und es über sich ergehen lassen.

Seid ihr soweit?

Auri knackte mit seinen Halswirbeln als der Oberst von neuen Gesetzen sprach. Und als die kurze Stille eintrat begannen seine Begleiter zu spähen wer denn hier anfing zu schreien, denn der Moment war kurz aber kostbar.

Als der Henker kurz vor dem verrichten seines Dienstes stand, brummte der Zwerg nur.

Ich kenne diesen Mann nicht...

Kadoc wird komplett aus seinen Gedanken gerissen als ihn jemand von hinten antippst. Er dreht sich um und erkennt Marcella vor sich stehen, welche er schon lange nicht mehr gesehen hat.

Hallo Fremde.
Ja das ist der Magier Karde.
Ich weiß nicht genau was passiert ist, da ich selbst nicht dabei war und vieles wird erzählt.
Angeblich hat er mit schwarzer Magie rumexperimentiert und hat damit eine riesige Spinne beschworen, welche natürlich die "glorreiche" Stadtwache nieder gestreckt hat.

Sagt er leise zu der Näherin während er wieder zum Schafott schaut. Er ballt seine Fäuste...

Der Oberst vernahm die Worte seines Gefangenen, aber würdigte sie nicht mit einem Kommentar oder gar einem Blick. Er trat nur drei Schritte zurück, flüsterte dem Henker etwas zu und trat wieder vor. Das Volk tobte weiterhin.

Vollstreckt das Urteil!

Karde vernimmt nur für ihn und die sich auf dem Schafott befindenden ein merkwürdiges Geräusch. Es war als würde ein Tier schnauben und danach einatmen. Bevor du weiter spekulieren kannst was das denn nun war beginnt es. Die Peitsche schnalzte auf deinen Rücken. So sehr du dir auch vorgenommen hast stark zu bleiben und Stärke zu zeigen, den Peinigern nicht die Genugtuung eines Tons von dir zu geben. Es ist nicht möglich, was auch immer hinter der Maske steckte seine Kraft war unnatürlich und so brüllst du vor Schmerzen.

Die Stadtwache inklusive Oberst Strommer blieb völlig regungslos und verzog keine Miene, doch der Mob tobte.

1...

Der Zwerg zuckte mit dem rechten Auge als der erste Hieb ausgeführt wurde. Die Fäuste geballt brummte er, aus seinen zusammengepressten Zähnen.

Halt durch Junge...
Halt durch

Obwohl Visenya darauf vorbereitet war, was nun folgte, war es für sie trotzdem ein Schreck...
Sie zuckte zusammen, während sie weiterhin die Gesichter der Umstehenden beobachtete.
Sie bemerkte Auris Reaktion, der nicht allzu weit weg stand. Seine Worte konnte sie allerdings nicht verstehen. Es war nur auszumachen, dass er die Lippen bewegte.
Er schien alles andere als begeistert.

Und viele andere Gesichter zeigte ähnliche Gesichtsausdrücke.
Aber es gab auch viele, die gerade zu begeistert waren...

Mit leicht erweiterten Augen blickt die brünette Frau Kadoc an.
Schwarze Magie? Ohje. Aber mit auspeitschen hat er... spricht sie leise, mit den Blick auf Karde gerichtet als der erste Peitschenhieb niedergeht. Den Blick dezent abgewandt fährt sie mit mitfühlenden Schmerz fort ... ja fast noch Glück gehabt.

Der Anblick von Karde ist zu viel für die Schneiderin. Sie wendet den Blick weiter dezent ab. Zu große Aufmerksamkeit sollte sie nicht erregen, schließlich wird es nicht gerne gesehen, wenn man mit der 'Rechtsprechung' des Fürsten nicht unbedingt einer Meinung ist.

Kadoc blickt weiterhin auf Karde, die Fäuste sind geballt. Entweder, Karde kann keine Schmerzen vertragen oder der Henker hat übermenschliche Kräfte, denn so wie der Magier, brüllt muss die Wunde wie heißes Eisen auf der Haut brennen. Jedoch sieht der Henker aus, wie ein schmächtiger Kerl, sehr seltsam.

Ich glaube nicht wirklich, dass er etwas mit schwarzer Magie zu tun hat. Ich denke, dass der Fürst einfach einmal wieder beweisen möchte, welche Machtposition er hier hat.

Erwidert er Marcella leise. Sein Blick ist immernoch auf das "Spektakel" vorne gerichtet.

Der Oberst sprach unerbittlich die Anzahl der Hiebe herunter, während der Henker mit unglaublicher Kraft sein Tagwerk verrichtete. Kardes Rücken blutete bereits seit dem zweiten Schlag und nachdem man ihm nach dem zehnten Schlag herunter lies, behandelte man das auch nicht. Man dachte gar nicht erst darin denn man hatte etwas anderes vor.

Nun da dieser Verbrecher die Strafe des Gesetzes hinter sich brachte,
soll er die Strafe des Volkes spüren.

Die schützenden Linie von Stadtwachen zog sich hinter das Schafott zurück, somit stand nichts mehr zwischen diesem und der Meute. Der Henker schleifte Karde an das vorderste Ende, stellte ihn gerade noch so auf und trat ihm dann mit voller Wucht, mit dem Fuß, in die eben geschlagenen Wunden. So flog der ehemalige Magier ein Stück nach vorne und landete hart auf dem Pflaster der Marktlatzes.

Somit begann der Regen an faulem Gemüse und Obst auf ihn. Der Adel währenddessen wurde von der nun kompletten Stadtwache eskortiert und weggebracht. Keine Wachen, kein Gesetz war mehr auf dem Platz auf dem schon der erste Stein Richtung Karde flog. Die Stimmung kippte.

Da könntest du wahrlich recht haben, flüstert Marcella in Kadocs Richtung.

Kardes qualvoller Schrei geht durch Mark und Bein. Krampfhaft zieht sich der jungen Frau das Herz zusammen. Nein, das war eindeutig eine Machtdemonstration des Fürsten.

Als Karde von den Wachen auf den Marktplatz Boden getreten wird, beginnen die Leute mit der Selbstjustiz.

Hier wird es mir allmählich zu heiß, entschuldigst du mich bitte? Ich muss meinen Laden sicher machen...

Ohne großartig Kadocs Antwort abzuwarten, drängt sich Marcella durch die Menge in Richtung ihres Ladens. Mit wenigen Handgriffen schließt sie auf, tritt ein und verriegelt hinter sich die Türe und beginnt den Laden zu sichern.