Confection de Mona

Kaddoc beginnt zu grinsen. Das Thema Fürst ist ja sowieso eine Sache für ich, seit er an der Macht ist, sind die Gesetze härter und die Zölle höher als je zuvor aber dennoch sind die Bürger schweigsam und still, was wohl eher daran liegt, dass sie Angst davor haben, was passieren könnte, wenn sie ihre Stimme gegen ihn erheben.

Also fast täglich ist ja schon ein bisschen übertrieben.

Antwortet er mit einem lächeln auf den Lippen, doch irgendwo hat Marcella schon recht. Der Waldläufer ist wirklich sehr oft hier, wegen seiner Kleidung. Sei es um irgendetwas zu flicken oder um neue Kleidung für die kommende Jahreszeit zu bestellen. Kleinere Löcher und Risse kann der er sich selbst noch reparieren, doch wenn etwas aufgerissen ist, dann sollte es schon eine professionelle Schneiderin machen und Ella ist die Beste die er kennt.

Als sie ihm schließlich verschwörerisch zuzwinkert, erwiedert er dies mit einem Grinsen, antwortet darauf aber nicht, denn schon einen Augenblick später ist sie nach hinten verschwunden und kommt mit einer schwarzen Leinenhose und einem blauen Leinenhemd nach vorne.

Nun, blau ist ja nicht gerade meine Farbe, doch du hast recht, mit den Lumpen kann ich nicht vor die Türe gehen, draußen wird es langsam immer kälter, man merkt, dass der Herbst bald kommt...

Er nimmt die Kleidung entgegen und zieht sie sich an.

Was bin ich dir dafür schuldig?

Fragt er nach.

Alexander klopft an der Tür und probt schon einmal einen passenden Gesichtsausdruck. Zum Glück war er in dieser Stadt noch unbekannt, dass musste er ausnutzen.

Hallo? Wer da? Verzeiht dass ich zu dieser späten Stunde störe, aber es ist dringlich.

Um schnell zu einem dringlichen Grund zu kommen, packte er seine Gewandung und ließ einen kleinen Riss entstehen. Hoffentlich wird das reichen.

In den Laden trat ein junger Mann, vermutlich so um die 20. Mittelgroß, modern geschnittenes Haar. Er trug recht insgesamt gesehen feine Kleidung und ein geschickt verarbeitetes Hemd, das allerdings durch einen Riss in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Oh, Alexander spielte die Überraschung eine Dame anzutreffen geübt vor, eine Dame. Lasst mich euch angemessen Vorstellen:
Ich bin Alexander Gregores, Sohn des Gutsherren Philipp Gregores und seiner Frau Helena.

Er verbeugte sich wie er es damals in der Schule gelernt hatte: Linkes Bein nach vorne, Gewicht darauf verlagern, langsam nach vorne beugen, linkem Arm nach hinten nehmen, mit der rechten Hand einen kleinen Kreis zeichnen. Verdammte Etikette, aber manchmal war sie doch von nutzen.

Er richtete sich wieder auf und ließ seinen Charme spielen.

Nun, ich bin gerade in der Stadt angekommen und muss mich noch bei meinem Onkel vorstellen. Da ich jedoch einen guten ersten Eindruck hinterlassen will, habe ich jedoch ein kleines Problem. Verschmitzt lächelnd deutet er auf den Riss im Hemd Hättet ihr die Güte und würdet mich unterstützen? Es soll nicht zu eurem Leidwesen sein.

Jäger und Beute, nicht wahr?

Sehr gerne, Dame de Mona. Leicht lächelnd öffnet er die Knöpfe des Hemdes und zieht es aus. Ihn als muskulös zu bezeichnen wäre wohl eine glatte Lüge gewesen, trotzdem war er durchaus gut gebaut. Außerdem wirkte seine Haut gut gepflegt, untypisch für die meisten Bürger und außer der Narbe an seiner Lippe war er frei davon, untypisch für die meisten Krieger.

Mit einem freundlichen Gesichtsausdruck reichte er ihr das Hemd.
Ich nehme einfach mal an, ihr fertigt auch Kleidung an, nicht wahr? Mein Onkel will sicherlich, dass ich in seinem Kontor aushelfe. Da bin ich mit dieser Kleidung vermutlich fehl am Platz.
Wenn ich passende Arbeitskleidung brauche, kann ich euch dann erneut besuchen, meine Dame?

Alles nach Plan. Mit einem Nicken, das schon fast in eine Verbeugung überging nahm er das Hemd entgegen.

Natürlich, wenn alles nach Plan verläuft versuche ich euch die nächste Tage wieder anzutreffen. Er zog das Hemd wieder an und versuchte sich dabei von seiner besten Seite zu präsentieren. In der Tat, sein Charme war erprobt. Ich kann schon jetzt mit gutem Wissen behaupten, dass ich mich auf unser nächstes Treffen freue. Jemand der Alexander nicht gut kannte, würde sich langsam fragen, ob das Lächeln fest in sein Gesicht eingraviert ist. Also dann, wünsche eine schöne Nacht und einen geruhsamen Schlaf.

Mit einer Leichtigkeit die schon fast an Tanzen erinnerte, ließ er eine Kupfermünze in Marcellas Hand fallen, trat er aus dem Laden und machte sich auf den Weg zum Adelsviertel. Doch sobald die Tür geschlossen wurde, wurde sein Gang schwer. Auf zu seinem Onkel. Alles nach Plan. Doch nach wessen Plan?

Eine junge Frau in einem abgetragenen, schlecht sitzenden aber sauberem Kleid steckt erst mit großen Augen und geröteten Wangen den Kopf zur Tür herein, ehe sie den Laden leise betritt. Das zu kurze Kleid gibt den Blick auf abgetragene einfache Lederschuhe frei, die mit Straßenstaub bedeckt sind.

Die Götter zum Gruß Frau De Mona.

Während sie wartet ob die Schneiderin gerade Zeit hätte, bewundert sie aus den Augenwinkeln die schönen Kleider in den Auslagen.

Ich hätte eine Frage, vielmehr eine Bitte an euch. Aber lasst mich erklären:
Mein Name ist Delana, ich bin Hebamme und wollte wissen, ob ihr mir Stoffreste, vom Kürzen von Rocksäumen oder dem Zuschnitt von Kleidern überlassen würdet. Die wenigsten meiner Kunden können sich eine angemessene Behandlung leisten und da kann schon ein wenig sauberer Stoff ein Leben retten. Allerdings kann ich Euch nicht viel zum Tausch anbieten, falls ihr nicht gerade meiner Dienste bedürft.

Sie zwinkert der ganz und gar nicht schwanger wirkenden Schneiderin zu.

Nein im Ernst. Wenn ihr verwendung für Kräuter gegen allmonatliches Unwohlsein habt oder anderweitige Fragen habt könnten wir uns ja vielleicht einig werden.

Delana strahlt.

Vielen dank. Dann wünsch ich eine geruhsame Nacht. Bis morgen also.

Sie schlüpft zur Tür hinaus.

Alexander deutet mit einem lächeln eine Verbeugung an.

Einen wunderschönen Tag Madame.

Alexander ist mit einem einfachen Leinenhemd bekleidet, darüber trägt er eine Baumwollweste, die in wohl vor der langsam einsetzenden Kälte schützen soll. Alles in allem bei weitem nicht annähernd so gehoben wie an dem Tag an dem er in die Stadt gekommen ist.

Verzeiht mir bitte, dass ich um diese späte Stunde noch störe, aber ich finde in letzter Zeit kaum einen Moment Ruhe. Mein Onkel lässt mich so sehr schuften, ich kann abends nur noch ins Bett fallen.

Aber zu meinem Anliegen, nun zeigt sich recht deutlich eine Umhängetasche, aus der Alexander ein paar Stofffetzen hervorholt, Dass war mal das Hemd mit dem ich hier angekommen bin - ein Geschenk meiner Mutter - es ist klar dass es nicht mehr zu retten ist. Alles andere wäre bei diesem zerfetzten Hemd ein Wunder. Aber könnt ihr mir nicht etwas neues Schneidern? Ich bräuchte zudem noch ein paar andere Kleidungsstücke.

Alexander fällt an der geschäftigen Schneiderin eine Tätowierung auf - ein Kleeblatt, Symbol des Glücks. Hm. Vielleicht wird er sie mal darauf ansprechen.

Nach den letzten Erfahrungen im Kontor brauche ich zu aller erst festere Arbeitskleidung, also Hemd und Hose - auch jetzt für den Winter. Mein Onkel wird mich auch bei der kommenden Kälte nicht von der Arbeit verschonen. Was für ein Grießgram der alte Herr doch ist.

Aber wo ihr von festlichen Anlässen sprecht, ein modisches Gewand wäre sicherlich auch nicht falsch. Wer weiß, Alexander lächelt leicht, gar verführerisch - ein Schelm, wer dabei böses denkt! Vielleicht brauche ich demnächst etwas für ein schickes Abendessen. Könnt ihr es vielleicht aus einem ähnliches Stoff wie dem alten Gewand schneidern?

"Und nicht die Luft anhalten" so nah wie sie gerade vor ihm steht fällt ihm dass mehr als schwer. Er ruft sich immer wieder ins Gedächtnis weiter zu atmen, obwohl sich immer wieder etwas anderes in sein Bewusstsein drängt.

Seide? Gut möglich, es fühlt sich trotzdem nicht an wie gewöhnliche Seide, fast schon etwas besonderes. Ich hatte meine Mutter nie gefragt, was für ein Stoff es ist. Ich kann ihn euch aber gerne hier lassen, ich habe keine wirkliche Verwendung mehr dafür, vielleicht kennt ihr jemanden oder könnt selbst etwas damit anfangen.

Erleichtert über das Ende dieser Tortur schnauft Alexander tief aus. Er schafft es sogar sich nicht zu erschrecken. Hört, hört. Schließlich hat er doch schon etwas Erfahrung mit Schneidern.

Ach, liefert ihr die fertige Kleidung auch, oder soll ich einen Boten vorbei schicken?
Alexander spielt sich wieder als Charmeur auf: Oder soll ich persönlich vorbeikommen?