Thronsaal

Der Fürst blickte weiterhin teilnahmslos drein, allerdings begann er seine Stirn in Falten zu legen.

Nun wo wir uns belehren lassen müssen, wie die Götter denn mit Urteilen und Vollstreckungen umgehen wollen wir doch dort gleich fortfahren.

Unsere Zeit für jeden Bürger dieser schönen Stadt ist nun mal begrenzt.

Sein Blick wanderte zur Dame der Runde.

Ihr dürft aufstehen und diese Runde "vorerst" unschuldig durch das große Haupttor hinter euch verlassen.

Er fasste nun Karde ins Auge.

Ihr habt eure Schuld in einem Punkt gestanden.
Uns gefällt eure Ehrlichkeit, aber nicht eure Besserwisserei.

Oberst Strommer, nehmen sie ihn mit in die Kaserne um "seine Angelegenheiten" zu klären.
In diesem Moment löste sich eben dieser hinter einer der Säulen des Saals, zog Kardes Stuhl zurück packte ihn und führte ihn kommentarlos in Richtung Kaserne hinaus. Das Haupttor lies er einen Spalt breit für die zögerliche Dame offen.

Und schlussendlich zu euch.
Ferudin war dran.

Wir führen ein gesondertes Gespräch.
Damit ruhte sein Blick auf Luna, die er mit seinem Blick rausschmiss.

Die Unwissenheit Lunas, die eigentlich mit dem Fall wirklich nichts zu tun hatte, kam ihr scheinbar zur Hilfe. Auf diese Weise konnte sie sich als unschuldig darstellen und der Fürst glaubte ihr. Feridun fand das gut, da das auf eine gute Chance von Gnade hindeutete.
Kardes Urteil fiel allerdings dann wieder wesentlich strenger aus. Was ihn wohl in der Kaserne erwartete? Der Feuerspucker musste unbedingt versuchen später mal bei ihm vorbeischauen und sich erkundigen, wie es bei ihm ausging.
Dann kam der Fürst zu Feridun. Leichte Spannung breitete sich in ihm aus, doch sein Blick und seine Muskeln verrieten dem Fürsten nichts. Er wirkte noch immer so gelassen, wie beim Essen. Doch das Urteil war...
unzufrieden stellend. Er hatte anderes erwartet als ein "persönliches Gespräch". Diese Rechtssprechung hatte er noch nie erlebt. Was erwartete ihn jetzt? Ein leichtes Gefühl von Unwohl breitete sich langsam in ihm aus und hüllte ihn doch recht schnell darauf komplett ein.
Wie Ihr wünscht Mylord.
Mit einer leichten Verbeugung versuchte er seine Gelassenheit wieder zu finden, was nur ansatzweise gelang.

Luna war mehr als überrascht über die Reaktion des Fürsten. Sie brauchte einen Moment, bis sie wirklich auffassen konnte was nun passiert war. Wortlos sprang sie hastig auf, verbeugte sich ungeschickt und lief mit kurzen, aber schnellen Schritten zum Ausgang. Beider nächsten Wache blieb sie stehen.
Herr, könnt Ihr mir verraten wo ich mein Pferd finde?
Das war im Moment das einzig wichtige, danach würde sie sofort das Weite suchen.
Doch dann schoss ihr ein Gedanke in den Kopf: Was würde mit den Männern nun passieren? Kurz war sie hin und her gerissen, doch die Freiheit, die ihr eindeutig zustand, war ihr wichtiger.

Die Wache sieht dich etwas irritiert an.
Ähm ja? Natürlich

Er räusperte sich und fing sich wieder. Steif da stehend nickte er seinem Kollegen zu.

Folgen sie mir gute Frau.

Der Herr von der Stadtwache führte dich zur Kaserne.

Der Fürst sah wie Luna hinaus geführt wurde und kommentierte dies nur mit einem blinzeln. Seine wachen Augen wanderten zu seinem verbliebenen Essensgast.

Wir fragen uns, ob ihr nicht zufällig auch etwas über diesen "magischen" Gegenstand wisst.

Die Aussage lies er so im Raum stehen und sah dich weiterhin kühl an.

Das persönliche Gespräch ging also nur um diesen magischen Gegenstand. Darüber konnte der Feuerspucker ohne Probleme die Wahrheit erzählen. Er wusste ja nicht wirklich viel davon, hatte ja mit schwarzer Magie nichts am Hut, jedenfalls nicht mit wirklicher schwarzer Magie...

Es mag vielleicht falsch klingen, doch leider muss ich erst fragen, welchen magischen Gegenstand ihr meint...

Ich hatte mal etwas mit einem kleinen Taschenspiegel zu tun, der irgendetwas magisches an sich hatte. Sobald ich ihn anfasste, wurden meine Gefühle durcheinander geworfen wie die Karten beim Glücksspiel. Doch mehr kann ich euch auch nicht erzählen, mein Fürst.

Selbst wenn er wollte, mehr war ihm nicht bekannt und es war auch schon zu lange her als dass er ihm noch Details erzählen könnte.

Der Fürst zog eine Augenbraue hoch.

Sowie ihr uns fragt, scheint ihr in letzter Zeit mit mehreren magischen Gegenständen in Verbinndung gekommen zu sein. Das interessiert uns, erzählt uns auch von den anderen.

Er lehnte sich etwas nach vorne legte die Arme auf den Armstützen seines Thrones ab.

Da hatte Feridun es mal wieder. Ein falsch formulierter Satz und schon hat er sich in die Scheisse geritten. Doch er wusste wirklich nur von diesem kleinen Handspiegel und mit dem hatte er nicht viel zu tun. Der Fürst jedoch erwartete jetzt eine Antwort.

Nun wie ihr sicher wisst, verbringe ich meine Abende gerne im Goldenen Anker, der Hafentaverne. Wie ihr dann sicher auch wisst, ist das nicht gerade ein Ort, der lobenswert genannt werden könnte. Natürlich kommt man darin mit dem ein oder anderen magischen Gegenstand in Kontakt.
Erst an meinem letzten Abend im Anker wurde ich in einer Schlägerei mit einem Wasweißichwasdaswar aus der Tür katapultiert. Ich kann allerdings jetzt nicht behaupten mich dessen Besitzes anklagen zu können.
Längerfristig hatte ich allerdings nur mit diesem Spiegel zu tun. Alles andere waren eben eher...

kurze Zusammenstöße..

Feriduns Gesicht blieb während des gesamten Wortwechsels ruhig und stimmig. Er zeigte keine Schuld, die er dem Taschenspiegel sowieso nicht zu verdanken hatte.

Der Fürst lauschte der Antwort, kein Regung war in seinem Gesicht zu erkennen. Bis er zu sprechen begann, ab da zeichnete sich ein lächeln auf seine Lippen.

Wir finden dies höchst interessant und werden uns "eure" Worte merken.
Auch werden wir daraus unsere Schlüsse ziehen, aber nun verratet uns eines.
Wisst ihr wo sich der Spiegel befindet?

Von nun an musste er noch weit vorsichtiger sein mit seinen Antworten, er wollte ja niemanden damit in Gefahr bringen.

Ich muss leider passen, ich weiß nicht, wo dieser Spiegel jetzt ist. Ich kann euch leider nicht mal mehr sagen, wem ich ihn gegeben habe. Ihr müsst wissen, der Alkohol floss an diesem Abend stärker als sonst. Der Spiegel hatte in mir Gefühle wieder hochgebracht, die ich herausspülen musste. Allerdings kann ich mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, wie mir der Spiegel abhanden kam.

Ein Lächeln hatte Feridun schon lange nicht mehr auf den Lippen, doch seine Stimme zog sich immer mehr ins harte Grübeln und die Unsicherheit. Es war schon zu lange her, als dass er es noch genau wissen konnte.

Der Fürst beugte sich nach vorne und sah Feriduns Gesicht, dann dessen Brust, und danach wieder Feriduns Gesicht an. Er räusperte sich.

Ihr habt ihn nicht rein zufällig noch einstecken?

Er hob die Augenbrauen und beobachtete genau was der Mann vor ihm nun gedenke zu tun.

Nach der geradezu perfektionierten Redegewandheit und dem nur sehr zähen Einfließenlassen von Informationen und Fragen, will er jetzt mit einer solch plumpen und dummen Anspielung Feridun aus dem Konzept bringen? Doch dieses mal hatte Feridun die Wahrheit hinter sich, eine eher... seltene Angelegenheit..

Ich hab euch doch bereits gesagt, dass ich ihn weitergegeben habe. Eure Wachen können mich auch gerne durchsuchen, ich habe das Ding nicht bei mir. Der Blitz möge mich treffen, wenn ich lüge.

Diesen Satz brachte er öfter, doch selbst wenn das Wetter Lügen bestrafen würde, dieses eine mal, würde ihm nichts geschehen.

Spiegel:

Der Fürst schmatzte kurz

§ 9) Betrug ist verboten
9.1. Darunter geregelt:
- Anlügen einer Amtsperson

Kommt euch dieser Text in irgendeiner Art bekannt vor? Nein?
Den ihr lügt uns gerade an, DIE Amtsperson dieser Stadt.

Eine Säule rechts des Fürsten begann in merkwürdigen Formen zu glimmen, es deckte ein Farbspektrum von weiss bis dunkelblau ab. Dahinter trat der Mann hervor der bereits vorher mit dem Fürsten gesprochen hatte und postierte sich neben Ferudin. Er hielt die Hand auf.

Gebt ihm den Spiegel.

Die Verwirrtheit stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Wovon redete er denn jetzt? Den Spiegel hatte er doch weitergegeben? Doch nach kurzer Zeit des Grübelns spürte er deutlich, wie seine Brusttasche schwerer und schwerer wurde und es fiel ihm wie Schuppen von den Augen. Wie konnte er nur etwas so wertvolles vergessen? Wie sollte er sich jetzt noch herauswinden. Dieses mal musste es Strafen regnen. Seine Augen verfielen in einen gewissen Selbsthass und wurden nahezu schwarz wegen der Schatten seiner Augenhöhlen...
Es tut mir leid, mein Fürst. Ich hatte diesen Spiegel solange nicht in Besitz, dass ich darauf vergessen habe ihn wieder erlangt zu haben. Natürlich bekommt ihr diesen sofort ausgehändigt. Ich entschuldige mich nochmals tausendfach für mein Versehen, bitte seht es mir nach, Mylord.

Er griff in seine Brusttasche, streichelte noch einmam mit dem Finger über die Kante des Spiegels, bevor er ihn schließlich entschlossen herauszog und in die Hand des Mannes lag. Seine Blicke verloren sich dabei in der Weite des Raumes, er wollte dem Spiegel nicht länger nachsehen als nötig.

Der Mann nahm den Spiegel an sich und verschwand wieder hinter der glimmenden Säule.
Wer dich weiterhin ansah, war der Fürst.
Ein süßes lächeln war auf seinen Lippen zu sehen.

Ihr habt nun zwei Möglichkeiten, ihr geht nun durch diese Tür dort.

Er deutete auf eine unauffällige Tür genau gegenüber der, die in die Kerker führte.

Seid frei und könnt tun und lassen was ihr wollt.

Oder...

Er besah sich seine Finger.

Ihr nehmt eure Strafe an und riskiert der Galgen.

Feridun war verwirrt. Was war das denn für ein Rechtsspruch? Man lässt dem Verurteilten doch nicht die Wahl zwischen Freiheit und Galgen, das ist doch genau das was der Richter entscheidet.

Mein Herr, ich verstehe nicht ganz? An dieser Freiheit gibt es doch irgendeinen Haken?

Ganz naiv drauf los wollte er sich auch nicht für diese Freiheit entscheiden, immerhin konnte das alles bedeuten...