Delanas Behausung

Ein heruntergekommenes zweistöckigen Haus unweit der Anlegestellen. Durch die Haustüre betritt man einen dunklen Flur. Am Ende desselben liegt die Tür zur Wohnung des Hausherren, eines alten Trunkenbolds, was zumindest den Vorteil hat, dass er selten bemerkt wenn man mit der Miete ein paar Tage im Rückstand ist. Über eine knarzende Treppe erreicht man das Obergeschoß, in dem sich drei Zimmer befinden, die vermietet werden. Das hinterste ist das einzige, das schon seit vielen Jahren an die gleiche Person vermietet war und nun nach deren Tod von ihrer Enkelin übernommen wurde.

Ein kleines Zimmer. Wände, Decke und Boden aus grob behauenen Brettern, wobei der Boden vom Alter abgeschliffen und Wände und Decken vom Ruß des Ofens fast schwarz sind. Doch findet man nirgens die beineahe zu erwarteten Spinnweben, Staub oder Schmutz. Man könnte im Wahrsten Sinn des Wortes vom Boden essen.
Direkt neben der Tür findet sich eine abgewetzte Matte auf der ein Paar Schuhe steht, daneben ein Schemel mit einer Waschschüssel, Seife und Handtuch.
In der Mitte des Raums steht neben dem Ofen über dem diverse Kochgerät an Nägeln an der Wand hängt ein windschiefer Tisch mit zwei Stühlen, sowie ein aus unterschiedlichen Brettern zusammengezimmertes Regal an der Wand, das mit Beuteln, verkorkten Gläsern und Büscheln zum Trocknen aufgehängter Kräuter vollgestopft ist. Daran lehnen zwei Wassereimer und eine Rückentrage.
An der hinteren Wand steht ein einfaches Kastenbett mit Strohmatratze und einigen schon etwas fadenscheinigen Wolldecken. Ein heller Fleck an der Wand verrät, dass bis vor kurzem noch ein zweites Bett dort gestanden haben muss. Unter den beiden kleinen zugigen Fenstern steht jeweils eine Holztruhe. Auf den Fensterbretten liegen getrocknete duftende Kräuter um den Gestank des Unrats auf der Straße draußen zu halten.

Unfassbar... Einfach UNFASSBAR!
Ein Pferd?! Gut, laut dem Besitzer eine Wertvolle Zuchtstute, aber...

Vor mich hihn grummelnd schrubbe ich, im Unterkleid vor der Waschschüssel kniend, das Blut aus meinem Kleid...

Ich bin doch kein verdammter Tierarzt... Wobei es nicht unpraktisch ist wenn mann mit beiden Händen in seine Patientin hineingreifen kann...
Na wenigstens hat sich der Adlige Herr nicht lumpen lassen und ich habe für die Entbindung des Fohlens so viel verdient wie sonst in einem Monat. Also sollte ich dem völlig verängstigten Stallburschen der mich in aller Frühe aus dem Bett gejagt hat dankbar sein...

Gewaschen und mit nassen Ärmeln mache ich mich auf den Weg meine Schulden zu bezahlen.
Jock, den Vermieter bekomme ich nur mit Mühe wach... Noch schwieriger ist es ihn dazu zu bringen das Bezahlen der Monatsmiete in seinem Buch zu vermerken, aber wenn man nicht darauf achtet versäuft er das Geld und kann sich nicht mehr erinnern es bekommen zu haben. Um so fleißiger ist er damit beschäftigt mir immer wieder den Hintern zu tätscheln und als ich seine nach saurem Schweiß und abgestandenem Bier riechende Wohnung verlasse, will ich mich eigentlich gleich nochmal waschen.
Statt dessen mache ich mich auf zur Taverne, wo ich nur dank meiner verlässlichen Zahlungsmoral anschreiben darf (und weil man ja nie wissen konnte wann man mich das nächste mal brauchen würde).

Immernoch wartend beginnt Kadoc langsam etwas zu schwanken. Anscheinend macht ihm der Blutverlust doch etwas mehr aus, als er gedacht hatte, auch wenn er es nicht zugeben würde. Dennoch wartet er auf Delana. Einige Zeit später vernimmt er auch ihre Stimme, welche für ihn, in diesem Moment, wie der Klang von Engeln war.

Ich suche die Frau die hier wohnt oder besser gesagt, ich warte auf dich.

Nach diesem Satz lässt er sich an die Wand zurückfallen um sich daran abzustützen.

Ein breites Grinsen zeichnet sich auf seinem Gesicht ab.

Ach du weißt ja wie das so ist...

Als Delana ihm herein geholfen hatte und er sich seine Schuhe ausgezogen hatte, fällt die Tür hinter ihnen zu. Schließlich spricht er mit kratziger Stimme weiter.

da jagt man einen Bösen und plötzlich stehen da drei Andere. Ich denke ich hab mich wohl etwas überschätzt.... aber sie sich auch...

Er muss dabei lachen, doch dann geben seine Beine nach. Gerade noch kann er sich an ihrem Mobiliar abstützen, damit er nicht auf den Boden knallt.

So schnell kann der Kopfgeldjäger garnicht schauen, liegt er am Boden, mit den Beinen auf einem Stuhl.

Du kommst ja schnell zur Sache...

Sagt er immernoch grinsend zu ihr.

Aber ja, vielleicht sollte ich das aber du kennst mich, einer allein ist mir meist du langweilig. Da kommt man ja nicht mal ins schwitzen.

Nach dem Satz zwinkert er ihr zu. Kadoc mochte schon immer diese Art von Gesprächen, wenn er sie mit Delana führen konnte. Schließlich kneift er die Augen stark zusammen und reißt sie gleich wieder auf. Langsam merkt er, wie sie sein Körper der Anstrengung nachgibt, doch das konnte er nicht zulassen. Schließlich spricht er weiter...

Ach das war so ein Standardziel. Edgar Rohbock. Anklagepunkte: Diebstahl, Vergewaltigung, versuchter Mord, Mord, Rauschgifthandel und so weiter... bla bla... Kopfgeld sind 5 Gold aber nur lebend, sonst wärs nicht so schlimm gewesen.... Naja ich habe ihn in der Stadt entdeckt und bin ihm gefolgt... als ich ihn schnappen wollte hat er mich bemerkt und ist in den Wald geflohen und dort geriet ich in besagten hinterhalt...

Ja gut, so klein vielleicht auch wieder nicht aber ich hab schon mal fettere Beute gemacht... derzeit will es auch nicht so laufen wie ich es will... ABER im nach hinein betrachtet sind die Verletzungen es wert von dir befingert zu werden.

Kontert er, während sie seine Wunden untersucht. Immer wieder muss er das Gesicht dabei verziehen und den Schmerz mit Zähne zusammenbeißen unterdrücken.

Ach das bin ich doch gewohnt. Narben... wiedermal ein Andenken mehr...

Stellt er seuftsend fest. Das Gespräch hält ihn wach und das ist gut so, schließlich kann er doch nicht einfach bei so netter Damengesellschaft ins Reich von Piun segeln.

Aber ehrlich gesagt hatte ich Glück. Zwei von Edgars Handlangern habe ich erledigt und ihn selbst hab ich schwer Verletzt wenn es mich nicht täuscht. Der dritte hat mir dann mit nem Knüppel eins übergezogen und hat sich mit Edgar aus dem Staub gemacht. Ich hoffe der Bastard stirbt mir nicht weg....

Hm... Ein frommer Wunsch den er dir gegenüber wohl nicht hegen dürfte...

Kurz verzieht sie beim Anblick der Schnittwunde schmerzlich das Gesicht, gewinnt ihre Fassung aber schnell wieder.

Womit hat er dich da erwischt?! Ner rostigen Säge?

Nach kurzem Kramen in ihrer Tasche steckt sie ihm ohne Vorwarnung einen etwa wallnussgroßen Klumpen in den Mund... irgendetwas hartes in Blätter eingewickeltes.

Kau das! Schmeckt scheußlich, ist aber besser als die Alternative, glaub mir. Nur drauf rumkauen, nicht aufessen.

Hofft sie zumindest... Aber was bei Wehen half konnte hier zumindest nicht schaden.
Sie steht auf um Wasser heiß zu machen, die Wunde war nicht lebensgefährlich, musste aber gereinigt werden wenn sie es nicht innerhalb der nächsten paar Tage werden sollte.

Rostige Säge... du bist gut, so was ähnliches ja... aber glaub mir du willst es nicht wissen, sonst würdest du mir wohl den Arm abschneiden wollen... leider haben solche Leute die angewohnheit keine sauber polierten Waffen zu haben, sondern nur vergammelte, rostige Mistwaf.....

Noch bevor der Kopfgeldjäger seinen Satz vollenden kann steckt ihm Delana einen Klumpen in dem Mund. Noch bevor er richtig zu kauen beginnt zieht es ihm schon alles zusammen und dreht den Kopf angewidert zur Seite.

Das ist ja ekelhaft... hast du nichts Hochprozentiges hier, dass du mir geben könntest oder siehst du mich gerne Leiden?!

Jetzt war es mal wieder so weit, er war ihr schutzlos ausgeliefert und er konnte nichts dagegen tun, so kaut er weiter dieses undefinierbare Etwas. So etwas widerliches hatte er schon lange nicht mehr im Mund gehabt. Schließlich kommt die Wärme... erst im Hals, dann im Magen und schließlich fühlt er es im ganzen Körper. Es fühlt sich schon irgendwie an wie ein Rausch. Ein seltsames Gefühl... er kann jetzt nicht einmal sagen ob es ihm gut tut oder nicht...

Hab ich mich bei dir schon jemals gewehrt, wenn du an mir rum hantiert hast?

Fragt er während er fleißig weiter kaut.

Kadoc kann jetzt nur noch grinsen. Er fühlt sich ganz weit weg, nicht in seinem Körper anwesend und richtig Träge. Es ist als würde er mit den Wolken dahinziehen und diese sind flauschig weich.

Ok.. ok... is ja gut... dann eben keinen Schnapps...

Sagt er etwas langsam, mit weit offenen Augen und einen breiten lächeln auf den Lippen. Plötzlich spürt er einen Schmerz im Arm. Er glaubt zu wissen, dass es der verletzte Arm ist, doch sicher ist er sich nicht mehr. Der verletzte Arm zuck weg, doch dies ist eher ein Reflex und nicht wirklich gewollt. Alles ist so seltsam und so weit weg....

Schließlich spukt er das undefinierte Etwas aus und schaut Delana zu, wie sie an ihm herum hantiert. Es ist fast so als würde alles in Zeitlupe an ihm vorbeiziehen. In diesem Moment ist im so ziehmlich alles egal....

Was... ist das... für ein... Mittelchen...

Fragt er mit langsamer stimme und einem lächeln auf den Lippen.

Ein Kind in einem Mutterbauch, genauso fühle ich mich auch gerade... aber ich weiß schon, warum ich immer wieder zu dir zurück komme... auf dich kann man sich ja doch immer verlassen...


Grinst er ihr entgegen. Die Nadel, die Delana ihm durch die Haut jagt bekommt er garnicht mit. Das ist alles so weit weg. Langsam merkt er auch, wie er immer träger und müder wird.

Ich richte es ihm aus, bevor ich ihm seine Hände abschlage... nein.. nein.. das lasse ich nicht auf mir sitzen..

Droht er mit ruhiger und langsamer stimme, während er sich ansieht wie Delana ihn zusammenflickt.

Als das Blut langsam wieder in Kadocs Fingern fließt, beginnt er zu kichern.

He He das Kitzelt!

Schließlich schaut sich Delana seine Kopfwunde an. Das sie ihm ein Büschel Haare abschneidet merkt er garnicht.

Jaaaa..... den Kopf abbinden ist nicht so leicht, wie es sich anhört....

Er hebt den Finger.

Aber eins kann ich dir sagen....

Sagt Kadoc, eher seine Hand zu Boden fällt. Schließlich war es soweit. Die Verletzung und die Medizin fordern ihren Tribut, er ist eingeschlafen. Sein Körper muss sich erholen und neue Kräfte sammeln.